Im Februar dieses Jahrs, machte der Corona-Virus auch vor den Philippinen keinen Halt.
Die daraus resultierenden weitreichenden Einschränkungen und Folgen möchte ich im nachfolgenden Beitrag einmal näher erläutern.
Corona auf den Philippinen – der Anfang eines Albtraumes
Als zu Beginn des Jahres die Zahl der Infektionen langsam aber stetig zu steigen begann, entschied die Regierung, entsprechende Maßnahmen einzuführen. Dies mit dem Hintergedanken, das bereits völlig desolate Gesundheitssystem nicht vollständig kollabieren zu lassen. Man muss sich hier einfach bewusstwerden, dass kaum ein Einheimischer Geld für einen Arzt, geschweige denn, Geld für einen Aufenthalt auf einer Intensivstation hat. Die marode staatliche Krankenversicherung namens Philhealth existiert zwar, doch diese zahlen nicht alles – und – nicht jeder Filipino ist dort Mitglied.
Beginn der Corona-Einschränkungen
Zu Beginn lebten wir in einem Condo in Metro Manila. Es wurde die sogenannte „Community Quarantine“ ausgerufen, die einige gravierende Änderungen mit sich brachte.
Im Laufe der Zeit wurde zwischen diversen Modellen der Quarantäne gewechselt, die nicht nur unnötig kompliziert erläutert wurden, sondern eine 12-Millionen Metropole vollständig zum Stillstand brachten.
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- Tragen eines Mundschutzes wurde zur Pflicht
- Ausgangssperre von 20 Uhr bis 5 Uhr morgens
- Keine öffentlichen Verkehrsmittel verfügbar
- Ausstellung von Quarantäne-Pass an eine Person im Haushalt, damit eingekauft werden kann
- Lieferung von Hilfsgütern (Reis, Sardinen und je nach Region auch Bargeld)
- Tragen von Faceshield wurde zur Pflicht
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Um dies einmal treffend zusammenzufassen: Ein halbes Jahr lang, waren Millionen von Menschen nicht in der Lage ihrer Arbeit nachzugehen. Da es hier kein Sozialsystem gibt, wie man es aus Deutschland kennt, hatten Familien ein halbes Jahr lang keinerlei Einkommen und mussten selbst sehen, wie sie ihre mehrköpfige Familie ernährten. Da nur wichtige Geschäfte (Apotheke, Lebensmittel, Bank) öffnen durften, aber noch immer keine Möglichkeit bestand, den Arbeitsplatz zu erreichen, blieb auch hier oftmals keine andere Wahl, als unbezahlt Zuhause zu bleiben.
Ausgangssperre, Checkpoints und ein komisches Gefühl
Da diverse Stadtteile immer mal wieder in einen kompletten Lockdown gebracht wurden, durften die Bewohner ihr Zuhause nicht verlassen. Eine nicht selten 6-köpfige Familie, die nicht weiß, wie Essen auf den Tisch komemn soll, muss nun 24 Stunden am Tag in oftmals völlig beengten Räumlichkeiten verbringen.
Senioren, Minderjährige und Schwangere durften in der Regel ihr Haus nicht verlassen. Hier muss man sich einmal zu Gemüte führen, dass diese Regelung über 6 Monate gilt. Da muss man sich die Frage stellen, ob das Immunsystem dadurch nicht wesentlich mehr geschwächt wird.
Bei der „Grenzüberquerung“ zwischen den Städten gab es mehrmals Checkpoints, die von der Polizei in Militäruniform besetzt war. Hier wurde die Anzahl der Personen im Auto kontrolliert und nach dem Travel-Pass gefragt.
Gesetze, Verordnungen und Kopfschütteln
Blinder Aktionismus ist wohl eine Beschreibung, die hier ziemlich treffend ist. Es wurden während der Corona-Zeit allerhand kurioser Beschlüsse eingeführt, deren Sinnhaftigkeit für einen Europäer nicht greifbar ist.
So mussten Roller und Motorräder, die mehr als eine Person transportierten, ein Plastikschild installieren, welches die beiden Personen voneinander trennt. Obwohl beide einen Helm tragen. Hierbei spielte es damals keine Rolle, ob es sich dabei um die eigene Ehefrau handelt. Dies wurde inzwischen zwar entschärft, doch nachdem sich viele Einheimische Händler mit diesen Schildern eingedeckt haben und etwas dazuverdienen wollten, wurde dieser Beschluss offenbar wieder rückgängig gemacht.
Die Frage aller Fragen – Gerechtfertigt, oder nicht?
Neben den obigen Einschränkungen, gibt es natürlich noch weitere. Sofern man nicht mit einem Einheimischen verheiratet ist und das Land verlässt, kann man momentan nicht wieder einreisen. Niemand weiß, wie lange diese Regelung noch andauern wird.
Da all diese Maßnahmen zu einem massiven Anstieg der Arbeitslosenzahlen führen, der Tourismus komplett eingebrochen ist und die gesamte Wirtschaft etliche Jahre zurückgeworfen wurde, muss man sich diese Frage stellen. Sind bei einem Durchschnittsalter von 24 Jahren hier auf den Philippinen (Vergleich Deutschland: 45,9 Jahre) diese Maßnahmen gerechtfertigt? Machen Lockdowns in einer Megametropole wie Manila überhaupt Sinn – wenn man bedenkt, dass hier Millionen Menschen auf engstem Raum leben? Momentan gibt es offiziell etwas über 320.000 Infizierte, bei einer Bevölkerung von 110 Millionen. Offizielle Zahl der Todesopfer betragt knapp über 3000.
Mir steht es als Gast in diesem Land nicht zu, darüber ein Urteil zu fällen, doch man muss dies einmal hinterfragen dürfen, denn immerhin handelt es sich um den längsten Lockdown der Welt, in einem Land, welches sich diesen nicht leisten kann.
Es geht wieder bergauf – Impfung als heiliger Gral
Nachdem die Malls wieder geöffnet sind (wobei etliche Geschäfte bereits geschlossen und verlassen sind) und vieles wieder halbwegs zur Normalität über gegangen ist, hofft die Regierung dennoch auf eine schnelle Verfügbarkeit der Impfung. Und genau dies bereitet mir persönlich ein ungutes Gefühl. Die momentanen Impfungen sollen entweder aus Russland oder China kommen und befinden sich in der Testphase. Genau die soll offenbar hier auf den Philippinen stattfinden. In Europa oder dergleichen wäre das Risiko von teuren Gerichtsprozessen etc. untragbar. Hier? Das interessiert wohl niemanden.
Ein weiterer Punkt, der ebenfalls zum Nachdenken anregen sollte, ist, dass die Regierung plant, die Impfungen in Polizeistationen durchführen zu lassen.
Ich hoffe inständig, dass sich alles noch weiter beruhigt und die Zahlen von Neuinfektionen sinken werden und eine Impfung nicht verpflichtend wird.
Bleibt gesund,
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