Wer das erste Mal nach Manila reist, kann von den vielen neuen Eindrücken leicht erschlagen werden. Doch nicht nur Jeepneys und viele Menschen gehören dazu, sondern leider auch bittere Armut.
Manila – eine Stadt der Extreme
Nicht nur ist Manila gnadenlos überbevölkert, auch die Kluft zwischen arm und reich ist meilenweit auseinander. Während in Deutschland ein nahezu luxuriöses Sozialsystem existiert, gibt es hier praktisch nichts. Neben riesigen Shoppingmalls, wo es Spirituosen für mehr als 1.000 Euro zu kaufen gibt, steht im Eingang ein junges Mädchen mit verschlissenen Sachen und bettelt. Schule? Dafür ist kein Geld. Diese Situationen sind alles andere als selten und gehören hier zum Stadtbild, wie woanders Straßenmusiker.
Je nach Provinz verdient ein Einheimischer zwischen 100 und 200 Euro. Im Monat wohlgemerkt. Dies reicht in einer Metropole wie Manila vorn und hinten nicht. Verliert der Ernährer dann den Job, kommt der soziale Abstieg meist über Nacht. Eine Autofahrt durch die Metro offenbart die grausame Realität vieler Menschen hier. Ganze Familien mit kleinen Kindern leben am Rand einer vielbefahrenen Straße und es wirkt so, als wäre es das Normalste auf der Welt. Während hier monatlich neue Wolkenkratzer und Malls gebaut werden sowie die Mittelschicht langsam Größer wird, bleiben dennoch viele Millionen von Menschen auf der Strecke.
Happyland, Galgenhumor der Filipinos
Kann man nicht im Familienclan Unterschlupf finden, dann zieht es viele Familien notgedrungen in Gegenden, die sich Happyland oder Aroma nennen. Was sich fröhlich anhört, ist eine tragische Situation. Denn diese Orte sind Slums. Gelegen in der Region um und in Tondo, sind diese Orte besiedelt von den Ärmsten der Armen, die mit Hilfe von Nachbarn ein Unterschlupf mit Spanplatten oder Blech gebaut haben. Fließend Wasser und Elektrizität ist ein Luxus, den man sich hier kaum leisten kann.
Dies ist jedoch nicht das einzige Problem hier. Oftmals am Hafen der Manila Bay gelegen, stapelt sich hier der Müll bis zu den Knien und auch Ungeziefer wie Ratten machen sich hier breit. Besonders in der Regenzeit kommt es auch regelmäßig zu Überschwemmungen.
Kinder gehen nicht, oder nur unregelmäßig in die Schule und helfen mit ihren oft vielfach vorhandenen Geschwistern, zum Familieneinkommen beizutragen.
Die Arbeit der Kinder besteht aus dem Sammeln von Müll, dem Betteln oder anderen Dingen. Am Ende eines langen Arbeitstagen kommt oftmals weniger als ein Euro zusammen, welcher beim Händler in abgewogenen Reis und ein wenig Fisch getauscht wird. Zukunftsperspektive? Nein.
Die Hoffnung auf ein besseres Leben – Von der Provinz in die Metro
Landwirtschaft ist ein harter und undankbarer Job. Aus diesem Grund „fliehen“ immer mehr Familien von der Provinz in die Metropole und hoffen auf ein besseres Leben. Zuhause wurde alles verkauft und es gibt kein Zurück mehr. In Manila angekommen, trifft es sie meist wie ein Schlag. Die Lebenshaltungskosten sind um ein vielfaches Höher, als Zuhause und auch Arbeit gibt es hier kaum. Die Konkurrenz ist riesig ist und somit werden – trotz Mindestlohn von knappem 10 Euro am Tag – die Löhne gedrückt. Der vermeintliche Traum wird somit schnell zum Alptraum und nicht selten landen diese Familien auf der Straße.
Bildung – Ein allgegenwärtiges Problem
Leider ist in vielen Köpfen noch immer verankert, dass viele Kinder ein gutes Auskommen im Alter garantieren. Es gibt schließlich kein Sozialsystem und wir leben hier in einem Entwicklungsland. Was aber oft gern vergessen wird ist, dass das Thema Verhütung hier nicht stattfindet oder schlicht ignoriert wird. Daraus resultieren dann Familien, die oftmals 8 Kinder haben, obwohl es die Eltern kaum schaffen, sich selbst zu ernähren. Auch das Thema Altersvorsorge ist so nur bedingt richtig.
Wenn man 8 Kinder auf eine Schule schicken muss (Schuluniform etc), kostet dies nicht wenig Geld. Daraus resultiert dann nicht selten, dass lediglich das Bildungsminimum erreicht wird. Damit gewinnt man wahrlich keinen Blumentopf und auch die Nachfolgegeneration wird es sehr schwer haben, den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen.
Wäre es hier nicht eventuell sinnvoller, nur 2 Kinder zu haben und diese auf gute Schulen zu schicken? Da ist die Chance, dass diese einen Job bekommen, mit denen sie sich selbst ernähren können UND die Eltern unterstützen können, sicherlich größer. Auch wäre der Konkurrenzdruck bei der Jobsuche nicht ganz so extrem, sodass Menschen, die älter als 25 Jahre sind, ebenfalls noch eine Chance auf Arbeit bekommen. Dies ist momentan sehr schwierig.
Bis diese Erkenntnis dann irgendwann umgesetzt werden wird, kann es sicher noch ein oder zwei Generationen dauern.
Ganun Talaga – Es ist, wie es ist
Das denkt sich auch der Filipino und hat, egal wie schlecht es um ihn bestellt ist, meist immer ein Lächeln im Gesicht. Selbst die Gruppe aus kleinen Jungen und Mädchen, die den Tag auf der Straße verbringen, scheint fröhlich zu sein und freut sich natürlich immer um ein paar Pesos oder Snacks.
Aber einmal Hand aufs Herz. Was sollen sie auch sonst tun? Das Leben ist schon hart genug, da kann man zumindest das Beste draus machen, oder?
Dokumentationen über Slums und Armut auf den Philippinen
Wer näheres zu dieser Thematik erfahren möchte und vielleicht sogar unterstützen mag, darf sich gern einmal Project Pearls anschauen.
Bis dann,
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